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   Rheinische Post 01.05.2004 

  

   Fahrender Friseursalon

Vor fast fünf Jahren hat sich Bianca Römer mit ihrem mobilen Friseursalon selbstständig gemacht. Ein Schritt, den sie nie bereut habe, sagt die 32-Jährige heute. Das Beispiel einer gelungenen Existenzgründung.

Von ANDREAS CÜPPERS

Der silberne Wagen steht vor der Garage. Von außen ein ganz normaler Kombi, ein Familienauto. Doch unter der Abdeckung für den großen Kofferraum liegt das Equiptment eines ganzen Friseursalons. Kistenweise Haarfärbemittel, Gelpackungen, Lockenwickler oder Rundbürsten. Bianca Römer greift auf die Rückbank und zieht eine Art Arztkoffer hervor: das Schneidematerial, Scheren in allen Variationen. Das Auto ist voll gepackt - auch ohne Kinder.

Bianca Römer ist viel unterwegs, in der Regel steht der Wagen nur selten vor der Garage. Vor fast fünf Jahren hat sich die 32-Jährige selbstständig gemacht. Als mobile Friseurin fährt sie zu ihren Kunden nach Hause und schneidet ihnen dort die Haare. "Das Geschäft hat sich sehr positiv entwickelt" resümiert Römer.

Nach der Meisterprüfung 1996 hat sie zwei Jahre in einem Friseursalon gearbeitet. Dann die ersten Gedanken an die Selbstständigkeit. "Ich habe damals von einer Friseurin gelesen, die das in Berlin machte." Bianca Römer erkundigte sich bei der Handwerkskammer, doch alle Gesprächspartner rieten ihr von diesem Geschäft ab. Die damals 27-Jährige wagte es trotzdem. Insgesamt lag ein Jahr zwischen der ersten Überlegung und der Umsetzung. "Es hat aber von Anfang an sehr gut geklappt" erzählt Römer, "deshalb ist es eine gute Entscheidung gewesen."

Heute ist die Friseurmeisterin, die einen Gewerbeschein besitzt und auch in die Handwerksrolle eingetragen ist, mit ihrem "Haar-Taxi" noch immer fast alleine in der Vitusstadt. Nach telefonischer Terminabsprache kommt Bianca Römer zu ihren Kunden nach Hause und bietet dort sämtliche Dienstleistungen wie in einem Salon an. "Nur Wasser und Handtücher muss der Kunde stellen." Preislich liegt dieser Service etwa im Schnitt, für den Kunden entfällt aber der Weg zum Friseur. Inzwischen hat die 32-Jährige viele Stammkunden. "Dazu gehören viele berufstätige Menschen, die einfach kaum Zeit haben", erzählt Römer, die auch schon einmal in einem Büro Haare schneiden musste. Aber auch hilfsbedürftige Menschen in Krankenhäusern oder Altersheimen besucht die Friseurin. Die Nachfrage ist besonders für den späten Nachmittag sehr groß, hier muss man schon mal zwei Wochen auf einen Termin warten. Auch ein Zeugnis der positiven Resonanz."Ich wundere mich, warum das nicht mehr Friseure machen", gesteht Bianca Römer. "Vielleicht scheuen manche den Schritt in die Selbständigkeit." Schließlich sei auch der Kostenfaktor nicht zu unterschätzen, allein Autofahrten und Versicherungen ergeben monatlich einen stolzen Betrag. "Ich fahre das Geld nicht in Schubkarren weg", meint die Friseurmeisterin schmunzelnd, "mir geht es aber nicht schlechter als im Angestelltenverhältnis." Der Schritt zurück in einen Salon stand anfangs als Alternative bereit, falls die Selbstständigkeit gescheitert wäre. Fünf Jahre später aber sagt Bianca Römer: "Diesen Schritt habe ich nie bereut."

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